Sensoren, Software und modernste Flight Controller sorgen dafür, dass jeder Anfänger Drohnen fliegen kann. Aber wo sind die Unterschiede?
Woran erkennt man einen guten Drohnenpiloten?
!!! Dieser Artikel ist hinsichtlicher der rechtlichen Aspekte nicht aktuell !!! Heutige Drohnen fliegen dank umfangreicher Sensorik eigenstabil. Beschleunigungsmesser, GPS, Barometer, visuelle Positionierung sowie stereoskopische Hindernisvermeidung sorgen dafür, dass die Drohne stabil in der Luft stehen bleibt. In der unmittelbaren Nähe von Gebäuden gibt es Bereiche, in denen kein zuverlässiger GPS Empfang vorliegt. Gleiches gilt für die Zuverlässigkeit des Kompass in der Nähe von Stahlbeton oder Stahlträgern. Im professionellen Umfeld von Bauwerken oder auch für Flüge im Inneren von Gebäuden und technischen Anlagen ist es unabdingbar, dass ein Drohnenpilot die Drohne ohne Autopiloten sicher fliegen kann. Das erfordert eine Menge Übung. Das Fliegen mit einer professionellen Drohne in schwierigen Situationen ist einfach nicht mit dem Fliegen der Hobby Drohnen vergleichbar, sondern eine ganz andere Liga.
Eigenschaften und Kenntnisse die ein guter Drohnenpilot mitbringt:
- Steuerung der Drohne OHNE Assistenzsysteme wie GPS etc. Es gibt zahlreiche Situationen, in denen ohne Vorwarnung Assistenzsysteme nicht mehr zuverlässig funktionieren und von der Drohne eigenständig während des Flugbetriebs deaktiviert werden. Beispielswiese ist das häufig bei Inspektionen im Industrieumfeld der Fall. Der Drohnenpilot muss die Drohne dann im sog. Attitude-Modus “Atti-Mode” selbst steuern können. Das heißt, die Drohne hält noch selbständig die Höhe, wird aber von jeder noch so kleinen Windböe abgetrieben. Grundsätzlich sind Flüge ohne GPS kein Hexenwerk und erlernbar. Die meisten Drohnen-Crashs kommen zustande, weil der Pilot sein Handwerk nicht versteht und in Stress-Situation nicht richtig reagiert. Wenn jemand eine Drohne ohne GPS sicher fliegen kann, kann man in der Regel davon ausgehen, dass er sein Handwerk versteht.
- Manuelles Umkreisen von Objekten Moderne Drohnen können Objekte automatisch erkennen und präzise umkreisen, wobei sich das Objekt stets in der Mitte des Bildes befindet. Diese Figur nennt sich Orbit. Wer dieses Manöver ohne Assistenzsysteme und nur durch den Blick auf den Bildschirm (Tablet etc.) sauber und ohne Ausreißer durchführen kann versteht sein Handwerk.
- Kenntnisse von Luftraumstruktur / Theoretische Qualifikation Drohnen sind Luftfahrzeuge und teilen sich den Luftraum mit anderen Luftfahrzeugen. Der Luftraum beginnt außerhalb von Gebäuden unmittelbar über dem Erdboden. Auch wenn das Gesetz (LuftVO) sagt, dass überall dort geflogen werden darf, wo es nicht verboten ist, so sollte bedacht werden, dass es ganz drastische Einschränkungen gibt. Ein guter Drohnenpilot kennt sich mit der Luftraumstruktur aus und weiß was erlaubt und was verboten ist. Unserer Auffassung nach ist mindestens ein Drohnenführerschein oder besser sogar eine Pilotenlizenz erforderlich – ganz gleich ob dies rein rechtlich für leichte Drohnen erforderlich ist.
- Flugvorbereitung Wer zu kommerziellen Zwecken eine Drohne aufsteigen lässt, bereitet den Flug planmäßig vor. Eine Flugvorbereitung umfasst eine Wettererkundigung, ein NOTAM Briefing und je nach Einsatzort, bsp. in der Industrie auch eine Verfahrensbeschreibung und ein Risk-Assessment. Bei Bedarf werden im Vorfeld notwendige Genehmigungen eingeholt. In vielen Fällen informiert der Drohnenpilot auch die Ordnungsbehörden über den Einsatz. Bevor der eigentliche Flug stattfindet, prüft der Drohnenpilot zumindest den sicheren Sitz (und einwandfreien Zustand) der Propeller und das Spiel der Motoren sowie den allgemeinen Zustand der Drohne.
- Ein guter Pilot bleibt ruhig und gelassen Ein guter Drohnenpilot bleibt auch bei schwierigen Einsätzen ruhig und gelassen, auch wenn er von Passanten angesprochen wird. Viele professionelle Drohnenfirmen führen bestimmte Einsätze auch ausschließlich in Zwei-Personen Teams durch. Bei Einsätzen im Industrieumfeld können innerhalb von Sekunden extrem anspruchsvolle aber auch gefährliche Situationen aufkommen. Zwei-Personen Teams sind teurer aber häufig auch notwendig. Professionelle Drohnenpiloten konzentrieren sich auf das Fliegen und wollen so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich ziehen. Sie würden nie Menschenmengen überfliegen oder unnötig gewagte Flugmanöver ausführen.
- Professionelles Equipment Professionelle Drohnenpiloten transportieren ihr Equipment in Koffern, die Akkus sind stets beschriftet (in der Regel mit einer Nummer und dem Datum der ersten Benutzung). Alles hat eine vernünftige Ordnung und macht optisch einen guten und gepflegten Eindruck, die benötigten Dokumente für den Flug (bsp. Versicherung, Genehmigungen, Infos vom Auftraggeber sind griffbereit). Das Equipment, insbesondere die Zuverlässigkeit spielen die elementare Rolle im Drohnenbusiness. Das eingesetzte Equipment lässt nicht grundsätzlich Rückschlüsse auf die Qualifikation des Drohnenpiloten führen. Wenn jemand aber mit einer professionellen Drohne zum Auftrag erscheint, kann man davon ausgehen, dass eine gewisse Qualifikation vorhanden ist. Gleiches gilt auch für Drohnen die einen Drohnenführerschein erfordern. Das sind praktisch fast alle Drohnen mit mehr als vier Propellern. Grundsätzlich geht es aber nicht um Marken-Bashing.
- Arbeitskleidung und persönliche Schutzausrüstung (PSA) Gute Piloten tragen dem Einsatz angemessene Berufskleidung mit Logo und meist auch einer Warnweste. Zum Einen führt das dazu, dass besorgte Bürger weniger besorgt sind, da der Einsatz direkt einen professionellen „offiziellen“ Einsatz vermittelt und zum Anderen werden Piloten mit Warnweste unserer Erfahrung nach fast nie von Passanten angesprochen, was die Flugsicherheit drastisch erhöht. Im Umfeld von Industrieanlagen, Kraftwerken, Raffinerien etc. ist es selbstverständlich, dass der Drohnenpilot die nötige Schutzausrüstung mitbringt und den Umgang mit der Schutzausrüstung kennt. Zu PSA (Persönliche Schutzausrüstung) gehören in der Regel ein Arbeitsoverall (oder vergleichbare Kleidung), eine Schutzbrille, Gehörschutz, ein Helm und Handschuhe. Ebenfalls selbstverständlich ist die Anfertigung einer Verfahrensbeschreibung und eine Risk-Assessment. Das Fliegen innerhalb von Anlagen ist nicht ungefährlich und auch eine Drohne kann schnell einen großen Schaden anrichten. Ein erfahrener Pilot fühlt sich in den Anlagen wie zu Hause, hält sich an die Sicherheitsanweisungen, passt seine Flugrute den örtlichen Gegebenheiten an und hat das Gespür für mögliche Gefahren. Einmal über oder an der falschen Stelle geflogen, schon kann die Drohne für einen ungeübten schnell außer Kontrolle geraten und Bereiche einer Anlage beschädigen. Hier ist Erfahrung notwendig, um diese Gefahren zu erkennen und zu vermeiden. Die Theorie vom Führerschein reicht hier nicht aus.